Zerstörte Parkanlagen
Neuer Garten
Der Todestreifen (hier ca. 1985 am Quapphorn ) wurde nachts taghell ausgeleuchtet - Foto: Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte, Sammlung Fotografie
Um nach dem Mauerbau Fluchtversuche in den Westen zu verhindern, wurde der Neue Garten sukzessive abgesperrt und in Grenzgebiet verwandelt. 1961 schlossen die Grenztruppen die Schwanenbrücke, welche die Schwanenallee mit dem Neuen Garten verband. 1963 wurden die Meierei und die Landzunge Quapphorn samt öffentlicher Badestelle zum Grenzgebiet. Die 1796 gebaute Einsiedelei musste einem Beobachtungsturm weichen. Badegäste wichen zum Heiligen See aus, wo es noch heute beliebte Badestellen gibt.
Die öffentliche Badestelle am Quapphorn wurde 1963 geschlossen und zum Grenzgebiet erklärt (Aufnahme ca. 1966) - Foto: Bundesarchiv DVH58/8480-GR48-0127
Westlich des Todesstreifens blieben weitere Teile des Neuen Gartens für die Öffentlichkeit zugänglich. Schloss Cecilienhof zog als Erinnerungsstätte an die Potsdamer Konferenz von 1945 Besucher aus aller Welt an, auch KPdSU-Chef Michail Gorbatschow oder Außenminister Hans-Dietrich Genscher waren hier zu Gast.
Ein Gebäude der ehemaligen Badestelle Quapphorn wurde zeitweise als Beobachtungsposten der Grenztruppen genutzt (ca. 1966) - Foto: Bundesarchiv DVH58/8480-GR48-128
Nach einem Besuch am 8. Februar 1975 im Schloss Cecilienhof kritisierte der UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim die Aussicht vom Obergeschoß auf die Grenzanlagen. Daraufhin wurde ein Teil des Hinterlandzaunes von zwei auf sechs Meter erhöht. Kletterpflanzen sollten daran als »grüner« Sichtschutz in die Höhe wachsen, um den Blick auf die Grenze zu verhindern. Aufgrund der im Todesstreifen in großen Mengen verwendeten Unkrautvernichtungsmittel wollten die Pflanzen jedoch nicht klettern.
An einem auf sechs Meter erhöhten Abschnitt des Hinterlandzaunes bei Schloss Cecilienhof sollten Kletterpflanzen die Sicht auf die Grenzanlagen verdecken (1989) - Foto: Grenzanlage in Nähe der Meierei/SPSG/Peter Rohn
1970/71 wurden Teile des Zaunes im Neuen Garten durch eine Mauer ersetzt. Der Ausbau der Sperranlagen und der Einsatz von Pestiziden verwüsteten große Teile der Parkvegetation und zerstörten die von Peter Joseph Lenné zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegten Sichtachsen zur Heilandskirche in Sacrow, zum Schloss Babelsberg und zur Pfaueninsel. Auch die historischen Gebäude verfielen. Mitte der 1980er Jahre wurden der Parkleiter des Neuen Gartens, Otto Raudensky, von den Grenztruppen aufgefordert, morsche Bäume im Grenzgebiet zu fällen, die auf die Grenzanlagen zu fallen drohten. Raudensky nahm diese Chance wahr und schnitt innerhalb von zwei Wochen über das Soll hinaus die Sichten zwischen Marmorpalais und Schloss Sacrow und dem Schloss auf der Pfaueninsel frei. Diese kleine Errungenschaft der Gärtner wurde als »Raudensky-Coup« bekannt.
Im ehemaligen Grenzstreifen wurden rund 17.500 Bäume und Sträucher zur Wiederherstellung der Parkanlagen gepflanzt (1991) - Foto: SPSG/ Gerd Schurig
1990 wurden die Parkanlagen in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. In jahrelanger Arbeit stellte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sie wieder her.
Hinweis:
Video: Grenzsicherungsanlagen in der Bertinistraße in Potsdam im Februar 1990
Quelle: videohai02