Pass- und Zollkontrolle
an der Bertini-Enge
Pontonsperre am Grenzübergang für Schiffe Nedlitz (ca. 1985) - Foto: BStU, MfS HA II Fo 0810 Bild 09
1964 wurde an der Bertini-Enge ein Wasser-Grenzübergang eingerichtet. Er diente der Pass- und Zollkontrolle des Binnenschifffahrtsverkehrs aus und nach West-Berlin. Die Durchfahrt versperrten zwei fest verankerte Kähne. Ab 1974 wurden sie durch eine Schwimmsperre in Form von Pontons ersetzt. Sie waren mit versenkbaren Kettennetzen versehen, die ein Durchtauchen verhindern sollten.
Das Sperr-Kettennetz der Ein- und Ausfahrt nach West-Berlin wurde über eine Seilwinde bedient (1970/71) - Foto: Bundesarchiv BA-MA DVH/51/6/134991 Bild 04
Das gesamte Territorium des Grenzübergangs umfasste eine Fläche von ca. 55 Hektar und wurde durch den Postenturm an der Bertini-Enge sowie durch einen Wachturm am westlichen Ende des »Kontrollterritoriums« unterhalb der Villa Jacobs begrenzt.
Zoll- und Passkontrolleure durchsuchten jedes Transportschiff mit Spürhunden. Vom Postenturm aus wurde dann eine Seilwinde betätigt, die die Sperrnetze aus der Fahrrinne zog. Der Turm steht heute unter Denkmalschutz. Die Anlagen in der ebenfalls erhalten gebliebenen Dieselhalle gewährleisteten die Stromversorgung des Übergangs, also das Funktionieren der Beleuchtung, Sperranlagen, Signale und des Alarms.
Ebenfalls noch vorhanden sind drei Lichtmasten mit Plattformen direkt am Wasser, ein weiterer Mast liegt versteckt hinter der Dieselhalle.
Das Dienstgebäude für die Pass- und Zollabfertigung war im Gebäude des ersten Potsdamer Wasserwerks untergebracht (undatiert) - Foto: BStU, MfS HA VI 86 Bl. 21
Als Dienstgebäude für die Pass- und Zollabfertigung des Grenzübergangs Nedlitz – Bertini-Enge wurde das ehemalige Gebäude des ersten Potsdamer Wasserwerks bezogen, in dem zuvor das Wasserstraßenhauptamt seinen Sitz hatte. Neben einem Garagenanbau, der erst im Jahr 2015 abgerissen wurde, wurden mehrere Gebäude auf das Gelände gesetzt, so zum Beispiel Aufenthaltsräume mit einer Küche und eine Hundezwingeranlage für die vom Zoll eingesetzten Spürhunde.
Trotz der scharfen Kontrollen sind mindestens zwei erfolgreiche Fluchten bekannt: 1972 gelangte eine Person in Magdeburg auf ein Frachtschiff und wurde von der Besatzung im Ballastraum bis West-Berlin versteckt. 1986 tauchte ein junger Mann unbemerkt durch ein rostbedingtes Loch in der Unterwassersperre des Grenzübergangs. Nach weiteren zwei Kilometern erreichte er das Westberliner Ufer nördlich der Glienicker Brücke.