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Das Grenzgebiet
am Jungfernsee

Reparaturarbeiten am Grenzübergang Glienicker Brücke mit Sicht auf die Sperranlagen Reparaturarbeiten am Grenzübergang Glienicker Brücke mit Sicht auf die Sperranlagen - Foto: Privatbesitz

Mit dem Bau der Mauer wurde auch die Schwanenallee in das Grenzgebiet der DDR zu West-Berlin eingegliedert. Für den Ausbau und die Perfektionierung waren die Grenztruppen zuständig. Die Stadt Potsdam wurde jedoch durch das Militär für die Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen im Grenzgebiet herangezogen, wie zum Beispiel für die Instandsetzung der Uferböschung am Griebnitzsee.1

Diejenigen, die weiterhin im Grenzgebiet wohnen durften, wurden sorgfältig von der SED ausgewählt. Es gab regelmäßige Besuche durch Politoffiziere bei den Bewohnern des Grenzgebiets und Aussprachen zu »Missständen« mit den Grenzsicherheitsaktiven der Wohnbezirke und Betriebe. Im Vierteljahrestakt wurden vom Rat der Stadt Potsdam Berichte etwa zur politisch-ideologischen Einstellung und zum Versorgungsstand der Bewohner des Grenzgebiets, zum Zustand der Ordnung und der Grenzanlagen erstellt. Aus einem dieser Berichte aus dem Jahr 1987 geht hervor, dass im Grenzgebiet der Stadt Potsdam nicht weniger als 1.486 Familiengespräche »zu politischen und persönlichen Problemen zur Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen und zur Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit im Grenzgebiet« geführt wurden.2 Diese dienten vor allem der Kontrolle der Bewohner.

Durch die strengen Sicherheitsauflagen verlief das Leben in unmittelbarer Nähe zu den Grenzanlagen für loyale Bewohner verhältnismäßig ruhig. In einem weiteren Bericht des Rates der Stadt Potsdam wird als Beschwerde formuliert, dass einige der Bewohnerinnen und Bewohner des Grenzgebiets wiederholt ihre Grundstücke und Wohnhäuser nicht abgeschlossen hätten. Dies böte möglichen Republikflüchtlingen Unterschlupf. Dem Bericht zufolge sahen die Grenzbewohner, darunter auch Angehörige der Polizei und der Sicherheitsorgane, ihre Grundstücke als »bewachtes Grenzgebiet« an und damit als sicher vor Eindringlingen.3

Auch sowjetische Truppenteile waren durch die Nähe zum sowjetischen »Militärstädtchen Nr. 7« am Neuen Garten und den nahegelegenen Kasernen stets präsent. Mit der Schaffung des Grenzübergangs Nedlitz an der Bertini-Enge im Jahr 1964 und dem darauffolgenden Einzug der Bootskompanie in die Bertinistraße verdichtete sich das Gebiet am Jungfernsee aus der Sicht der DDR-Grenztruppen und des Staatssicherheitsdienstes zu einem wichtigen Stützpunkt für die Sicherung der Grenze.

Aus strategischen Gründen wurden im Jahr 1968 die beiden Häuser am Ende der Schwanenallee aus dem Grenzgebiet ausgegliedert. Fortan konnten sie über die südlich gelegene Tizianstraße ohne Passierschein erreicht werden. Von ihren Nachbarn in der restlichen Schwanenallee waren die Bewohner jedoch durch die Grenzanlagen vollständig abgeschottet. 1982 stellte ein in der Schwanenallee lebender Offizier der Grenztruppen beim Rat der Stadt Potsdam einen Antrag auf Ausgliederung der gesamten Schwanenallee aus dem Grenzgebiet. Der Antrag wurde jedoch aus Sicherheitsgründen abgelehnt.

Die Auflösung des Grenzgebiets wurde schließlich im November 1989 in einem Schreiben von Generalmajor Erich Wöllner, dem Chef des Grenzkommandos Mitte, an den Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Potsdam, bekannt gegeben.

 »Ich gestatte mir, Sie darüber in Kenntnis zu setzen, daß vorgesehen ist, mit Wirkung vom 13.11.1989, 12:00 Uhr, das Grenzgebiet an der Staatsgrenze der DDR zu Berlin (WEST) zu verändern. [...] Im Rahmen dieser Veränderung ist geplant, alle im Grenzgebiet liegenden Wohngebiete, Betriebe, Einrichtungen und Kleingartenanlagen, soweit sie nicht im Handlungsstreifen der Grenztruppen liegen, aus dem Grenzgebiet auszugliedern.«4

Quelle:

  1. Vgl. Heinz Müller (SED), Stellvertreter des Oberbürgermeisters für Inneres, Stadt Potsdam, Betreff: Bericht über die Erfüllung der materiellen und finanziellen Forderungen der Grenztruppen zur Unterstützung der Grenzsicherung im Gebiet der Stadt Potsdam per 31.12.1987, Datum: 04.01.1988, in: Stadtarchiv Potsdam Soz/7245 B. 1.
  2. Heinz Müller (SED), Stellvertreter des Oberbürgermeisters für Inneres, Stadt Potsdam, an: Rat des Bezirkes Potsdam, Manfred Selinger, Stellvertreter des Vorsitzenden für Inneres, Betreff: Einschätzung der Leitungstätigkeit des Rates der Stadt und der Arbeit seiner Fachorgane zur Gewährleistung einer hohen Ordnung und Sicherheit im Grenzgebiet bzw. grenznahen Raum sowie der Verbesserung der Lebens- und insbesondere der Wohnbedingungen der Grenzbevölkerung im Jahre 1987, Datum: 04.01.1988, in: Ebenda, Bl. 3.
  3. Vgl. Heinz Müller (SED), Stellvertreter des Oberbürgermeisters für Inneres, Stadt Potsdam, an: Oberbürgermeister Wilfried Seidel, Betreff: Zuarbeit zur Beratung der KEL [Kreiseinsatzleitung, d. Vf.] am 26.09.1988, Datum: 13.09.1988, in: Ebenda, Bl. 32.
  4. Erich Wöllner, Kommandeur Grenzkommando Mitte, an: Vorsitzender des Rates des Bezirkes Potsdam Herbert Tzschoppe, Datum: 12.11.1989, in: Stadtarchiv Potsdam Soz/3661 Bl. 123.

 

Panorama-Aufnahmen
der Grenze um West-Berlin

1966 fertigte die Abteilung »operative Arbeit« der DDR-Grenztruppen Aufnahmen der Grenze um West-Berlin. In der Galerie sind Fotos zu sehen, die zwischen der Glienicker Brücke und der Schwanenbrücke am Neuen Garten durch das damalige Grenzregiment 48 aufgenommen wurden. Die Grenzanlagen wurden in den Folgejahren ständig ausgebaut und perfektioniert. 

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