Die Meierei
im Sperrgebiet
Die Meierei und der Hafen der Bootskompanie im Potsdamer Grenzstreifen (ca. 1985) - Foto: Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte, Sammlung Fotografie
Die Ruine der Meierei im Grenzgebiet war Ausgangspunkt für mehrere Fluchten durch den Jungfernsee. Als Molkerei und Brauerei für die Hofgesellschaft erbaut, eröffnete hier nach dem Ersten Weltkrieg ein beliebtes Ausflugslokal. Nach der Besetzung durch die sowjetische Armee zerstörte ein Brand das Gebäude teilweise. Seit 1963 befand sich die Ruine im Grenzgebiet. Da das Gelände schwer einzusehen und zu kontrollieren war, benutzten es Flüchtlinge als Versteck. Mindestens acht gelungene Fluchten durch den Jungfernsee aus der Deckung der Ruine heraus sind belegt.
Ein elektrischer Signalzaun an der Meierei (1989) - Foto: Potsdam, Neuer Garten, An der Meierei/SPSG/Peter Rohn
Eine davon war die von Hubert Hohlbein: Ausgerüstet mit Taucheranzug und Bleigürtel durchschwamm er im November 1963 den Jungfernsee und erreichte unverletzt das West-Berliner Ufer.
Um weitere Fluchten zu verhindern, forderten die DDR-Grenztruppen den Abriss der Ruine. Da sich im Gebäude jedoch auch ein funktionierendes Pumpwerk befand, das den Park mit Wasser versorgte und dessen Neubau zu teuer gewesen wäre, blieb die Meierei erhalten. Stattdessen wurden sämtliche Fensteröffnungen verriegelt und zugemauert. Als weitere Maßnahme wurde eine alleinstehende Rentnerin, vermutlich die Witwe des alten Pumpwärters, die in einem Flügel des Gebäudes wohnte, umgesiedelt. Der Zugang zum Pumpwerk war nur noch in Begleitung eines Grenzpostens möglich.
Der Zugang zur Meierei wurde versperrt und alle Fensteröffnungen verschlossen - Foto: Potsdam, Neuer Garten, An der Meierei/SPSG/Peter Rohn
Im Jahr 2003 eröffnete die Meierei nach umfassenden Sanierungsarbeiten als Gaststätte und Schaubrauerei.